
Renovierung der Kapelle
Die Schlosskapelle von Grades erstrahlt wieder in neuem Glanz!
Die Geschichte von Schloss Grades ist voller Lücken und unbekannter Abschnitte. Die Archive geben so gut wie nichts historisches Preis, von genauen Daten oder Jahreszahlen ganz zu schweigen. Umso mehr überraschen gelegentliche Funde dann die Geschichtswissenschaft. Ein einziges genaues Datum ließ sich bislang feststellen:
Am 12. Jänner 1722 erteilte Papst Innozenz XIII. allen Gläubigen, die an der Weihe der neu errichteten St. Josephskapelle im Schlosse Grades teilnehmen einen vollkommenen Ablass.

Aus dieser historischen Anmerkung, die sich im bischöflichen Archiv in Klagenfurt befindet, lässt sich folgendes schließen:
Erstens war die Schlosskapelle unmittelbar davor umgebaut, oder komplett neu errichtet worden.
Zweitens war sie zu diesem Zeitpunkt, im Winter 1721/1722, bereits fertiggestellt.
Drittens verfügte der damalige Bischof von Gurk, als Hausherr auf Schloss Grades vermutlich über ausgezeichnete Kontakte nach Rom, wo sich sogar der Papst mit so einem unwesentlichen Detail wie einer Hauskapelle im kleinen und abgelegenen Bistum Gurk beschäftigte.
Wir können ferner daraus schließen, dass die Kapelle nun dem Heiligen Joseph geweiht wurde.
Aus den Quellen in der Literatur entnehmen wir, dass die Kapelle zuvor angeblich den Heiligen Benedikt und Bernhard geweiht war.
Betrachtet man nun den Kapellentrakt auf Schloss Grades, so erkennt man auf den ersten Blick, das die gegenwärtige, oben erwähnte Kapelle nur eine von zweien ist. Die ursprüngliche romanische Kapelle wurde vermutlich zwischen 1450 und 1500 aufgestockt. Die bisherige Kapelle erhielt also im zweiten Stock noch einen weiteren Sakralbau aufgesetzt. Der bischöfliche Pfleger, Andreas von Grades, hat den großzügigen Umbau der bisherigen Festungsanlage Grades im gotischen Stil in Auftrag gegeben. Zeitgleich war von ihm der Bau der Wallfahrtskirche St. Wolfgang gestiftet worden.
Übereinstimmende Steinmetzzeichen in Schloss und Wallfahrtskirche deuten darauf hin, dass an beiden Baustellen dieselben Handwerker, Steinmetze, etc. tätig waren.


Über das Innere dieser neuen gotischen Kapelle ist uns nichts überliefert, jedoch ist davon auszugehen, dass der 1612 aus Salzburg geflohene Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau ein Altarbild für die Ausstattung gespendet hat. Der zugehörige Rahmen, der sich heute in St Wolfgang über dem Eingang befindet legt aufgrund der Größe nahe, dass sich dieer Altar ursprünglich in der Schlosskapelle befunden hatte.

Vermutlich ab 1661 wurde mit der Umgestaltung der bisherigen Burg Grades zu einem repräsentativen Schloss begonnen. Die größten baulichen Eingriffe fanden ab 1709 durch Bischof Jakob Maximilian von Thun-Hohenstein statt. Die Räumlichkeiten wurden komplett im Stil der Zeit umgestaltet. Den Höhepunkt dieser Bauphase stellte die Fertigstellung der Kapelle dar. Der Bischof nutzte Grades neben Strassburg und Maierhofen als Hauptwohnsitz und im Vergleich zu seinen Vorgängern und Nachfolgern am häufigsten. Er war es auch, der die beiden damals begehrtesten Künstler, Kilian Pittner und Josef Ferdinand Fromiller mit der Ausgestaltung seiner Residenz betraute.

Bereits kurz nach dem Tod des Bischofs wurden die Räumlichkeiten nicht mehr für die bischöfliche Repräsentation genutzt.
Über die Nutzung der Kapelle lässt sich nicht allzu viel aussagen. Es ist leider ebenfalls nicht bekannt, wann die Kapelleneinrichtung samt dem Altarbild entfernt wurde. Leider gibt es bis jetzt keinerlei Hinweise darauf, wann das Gemälde, vermutlich Öl auf Leinwand, im Maß 140 x 258 cm entfernt wurde. Wir wissen ebenso wenig, wer es gemalt hat, wie es ausgesehen haben könnte und wo es hingekommen ist.
Die Tatsache, dass die Kapelle 1722 dem Heiligen Joseph geweiht wurde, weist darauf hin, dass dieser auch auf dem Bild dargestellt war. Ein Foto aus der zeit um 1945 zeigt die Kapelle im geräumten zustand nach dem 2. Weltkrieg. Aktenschränke und einzelne Heiligenfiguren des 19. Jahrhunderts haben sich erhalten, aber vom Altar keine Spur.



In den 1950er Jahren hatte sich der Zustand der Bausubstanz erheblich verschlechtert. Die Errichtung einer Senkgrube am Fuß des Kapellentrakts hatte die Fundamente beschädigt und ein Einsturz des gesamten Baukörpers war zu befürchten. Gleichsam in letzter Sekunde führte das Bistum Sicherungsmaßnahmen durch und restaurierte die Kapelle nach dem damaligen neuesten Stand der Denkmalforschung.


Nun war es nach ca. 60 Jahren wieder nötig geworden, erneut zu restaurieren. Setzungsrisse, herabstürzender Putz und Schäden an den Stuckaturen ließen es ratsam erscheinen, mit der Kapelle zu beginnen. Der Sakralraum ist nicht nur das geistige Zentrum des Schlosses, sondern war einst auch der am aufwändigsten gestaltete Raum in der ganzen Anlage. Fachkundig wurde der Raum befundet und in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt in seiner ursprünglichen Fassung hellgrau-weiß ausgestaltet.




Die Untersuchungen förderten auch einiges überraschendes zu Tage. So wiesen Die Wände des fast 6 Meter hohen Raumes früher 12 Apostelkreuze in einer Höhe von ca. 2 Metern auf. Der Fürstenhut über dem Altarbild war farbig gefasst gewesen und an einigen Stellen waren Reste von Vergoldungen zu finden.




Im Bereich der Sockelzone an der Fensterwand waren Risse zu Tage getreten, die sich als Ausbrüche im Rahmen der ehemaligen gotischen Fensteröffnungen erwiesen und die noch Spuren der roten Farbfassungen trugen.


In kleinteiliger und überaus feiner Arbeit haben die beiden Restauratoren, Harald Wiedergut und Hubert Nageler diesem historischen Raum sein ursprüngliches Aussehen wieder zurückgegeben.
Im Jahr 2017 stehen nun noch die Wiederherstellung der Vergoldungen, die Reinigung und Ergänzung des Fußbodens sowie die Restaurierung der Fenster an, die sich mit ca. 7.000 Euro als überaus kostspielig herausgestellt hat.


